Qualität vor Quantität - Tradition und Innovation
Ein Blick in die Geschichte des Unternehmens.
Nach Jahren im Ausland kehrte der Typograf und Journalist Oskar Paul (geb. 1913) zurück in die junge Bundesrepublik Deutschland und gründete 1951 zusammen mit seiner schwedischen Frau Ingeborg Paul (geb. 1915) die Buchdruckerei Köchlin in Lindau (Bodensee). Ein Jahr zuvor hatte das Ehepaar in der Kemptener Straße 42 ein Grundstück erworden und ein ebenerdiges Industriegebäude errichtet. Die Einrichtung der Buchdruckerei bestand aus Heidelberger Druckmaschinen und einer neuen Handsetzerei mit ausgesuchten Bleisatzschriften. Der Anspruch der beiden Firmengründer höchste Druckqualität mit guter Typografie zu verbinden, führte dazu, dass sich die Buchdruckerei Köchlin schon bald einen sehr guten Ruf in der Region erworben hatte und auf einen treuen Kundenstamm blicken konnte.
Die sechziger Jahre. Umstellung auf Offsetdruck
Etwa 15 Jahre nach der Gründung der Buchdruckerei Köchlin erfolgte 1968 die Umstellung auf den Offsetdruck, die auch in dieser Druckerei das Ende der Gutenberg-Galaxis einläutete. Seit der Erfindung des Buchdrucks und der Einsatz von beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg (1400-1468) im Jahre 1454 hatte es zahllose Versuche gegeben, das Zusammenspiel von manuell hergestelltem Satz und maschinellem Druckvorgang des Gutenbergschen Hochdruckverfahrens zu optimieren und zu mechanisieren. Erst zum Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte der Österreicher Alois Senefelder (1771-1834) ein neues Flachdruckverfahren (1797), welches unter dem Begriff "Lithographie" (grch.: "lithos = Stein; "graphein" = schreiben) bekannt wurde und zum Grundstein des heute wohl wichtigsten Druckverfahrens, dem Flach- bzw. Offsetdruck wurde.
Das indirekte Flachdruckverfahren des Offsetdrucks ist eine Weiterentwicklung der Lithographie, bei dem nicht unmittelbar von der Druckform auf das Papier gedruckt, sondern die Druckfarbe zunächst auf ein Gummituch "abgesetzt" (engl.: off set) wird und von dort aus auf das Papier übertragen wird. Die ersten Offsetdruckmaschinen wurden in den USA und Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1904) entwickelt. Da die gesamte Druckvorstufe durch den Offsetdruck eine radikale Umstrukturierung erfuhr und eine Abkehr vom Bleisatz mit sich brachte, löste dieses neue Verfahren den Buchdruck erst in den 1960er und 1970er Jahren weltweit vollständig ab und ist heute das am häufigsten angewandte Druckverfahren.
Die siebziger Jahre. Namensänderung und Nachfolge
Von 1968 an wurde in der Buchdruckerei Köchlin hauptsächlich im Offsetdruck produziert und in der Folge die Firma mit dem Namen des Gründers Oskar Paul versehen, unter dem sie heute bekannt ist: Druckerei Paul. Die Namensänderung des Unternehmens im Jahre 1973 ging mit der Übergabe der Druckerei an die Nachfolger einher. Obwohl der Buchdruck heute in der Druckindustrie längst nicht mehr zum Einsatz kommt, hat die Druckerei Paul sowohl Druckmaschinen als auch eine komplett erhaltene Handsetzerei aus den Zeiten des Buchdrucks in ihren Räumlichkeiten erhalten und pflegt das Wissen um dieses einst so bedeutende Druckverfahren.
Die achtziger Jahre. Analog // digital
Die Umstellung auf den Offsetdruck im Jahre 1968 hatte auch Veränderungen der Produktionsweisen in der Druckvorstufe zur Folge. Der Bleisatz wich Fotosatzmaschinen wie der "Lumitype" von Higonnet und Moyroud (1946–1954 entwickelt) oder die "Diatype" von Hugo Heine (1952–1954 entwickelt). Viele der typografischen Begriffe und Regeln aus der Zeit des Bleisatzes sind bis heute gültig und wurden auf den Fotosatz übertragen. Aufgrund der gesteigerten Produktivität, die mit dem Einsatz der neuen Techniken einherging, wurde zu Beginn der 1980er Jahre die Erweiterung des Firmengebäudes notwendig und 1986 verwirklicht.

Mit der Errichtung des Erweiterungsbaus der Druckerei Paul ging zeitgleich die Einführung des digitalen Desktop Publishings (DTP) einher, wobei schon zu Beginn der Digitalisierung der Druckvorstufe auf das leistungsfähige System von Apple Macintosh Computer gesetzt wurde. Tätigkeiten und Verfahren, die vor der Digitalisierung unter dem Begriff der „Druckvorstufe“ firmierten, werden heute als Prepress bezeichnet. Der Begriff Prepress fasst alle Prozesse vor dem Druck zusammen, wie zum Beispiel Scannarbeiten, Datenaufbereitung, Bildbearbeitung, Layouterstellung und Konvertierung.
Obwohl mit der Verbreitung der digitalen Medien immer wieder der Niedergang der Gutenberg Galaxis und das Ende des Buchzeitalters prognostiziert wurde, werden heute mehr Bücher denn je gedruckt und mehr allgemeine Druckerzeugnisse hergestellt als noch vor einigen Jahren. Die Produktionsweisen innerhalb einer modernen Druckerei wie der unseren, werden durch Content-Management-Systeme strukturiert und durch digitale Medien organisiert. Typografisch gut gestaltete Drucksachen zur Zufriedenheit unserer Kunden zu produzieren, die heute als wichtige Informationsträger dienen und einer Kulturtechnik des Wissen entspringen, die mit Gutenberg vor 500 Jahren ihren Anfang nahm, ist auch in Zukunft unser Bestreben.